Ab dem Jahrgang 2010, der aktuell auf den Markt kommt, bietet Jérôme Bressy seine Weine ohne Herkunftsbezeichnung an. Grund für diese Entscheidung ist, wie soll es anders sein, eine absurde Neuregulierung der AOC Vorschriften. Diese neuen Vorschriften gelten seit September 2012, und beinhalten eine geänderte Zulässigkeit von Rebsorten und deren Mengenverhältnisse in den Cuvées.
Jérôme hat das Glück, dass er für seine Weine auf größtenteils sehr alte Weinberge (bis zu 100jährig) zurückgreifen kann. Diese Weinberge wurden schon von Vater und Großvater mit den regional typischen Rebsorten angelegt, allesamt aus einer selection masalle (Setzlinge von wurzelechten Rebstöcken) von der eigenen Domaine, sowie von uralten Rebstöcken aus Châteauneuf-du-Pape. Um diese wirkliche regionale Typizität widerzuspiegeln, hatte Jérôme viele Hindernisse überwunden, um nach seinen Vorstellungen auch mit den kaum noch bekannten Rebsorten innerhalb des AOC Reglements arbeiten zu können. Darüber hinaus werden die Weinberge schon seit 1989 biologisch, nach Ecovert zertifiziert, bearbeitet, und seit 2008 hat Jérôme auch die Demeter Zertifizierung.
Bei den Rebsorten, die den neue Vorgaben zum Opfer fallen sollten, handelt es sich um Picpoul gris sowie Picardin für den Weißwein, und Counouise, Vaccarese, Cincault und Terret für den Rotwein. Dabei sollte der Picardin ganz von der Bildfläche verschwinden und die anderen Trauben dürften nur noch zu maximal 15% verwendet werden. Das hätte nicht nur schwere Eingriffe in die einzigartigen Weinberge der Domaine bedeutet, sondern natürlich auch eine massive Veränderung in der Stilistik der Weine.
Jérôme traf seine Entscheidung zu Gunsten der Weinberge und der Weine getroffen, und hat die AOC verlassen. Künftig wird der Haupttitel auf dem Label Gourt de Mautens sein, mit der Zusatzbezeichnung IGP Vaucluse (Indication Geograpique Protegee Vaucluse). Aber das Schicksal zwinkert hier auch etwas mit dem Auge. Den der Name Gourt de Mautens (in der Übersetzung etwa: „Bei schlechtem Wetter sprießen die Zweige“) bezeichnet nicht nur die Domaine, es ist auch der Name des engen Seitental in der AOC Rasteau, wo der größte Teil der Rebstöcke von Jérôme angepflanzt sind, so dass sich die Herkunft auch in Zukunft nicht gänzlich verstecken muss.
Wir begrüßen die mutige Entscheidung von Jérôme Bressy sehr. Für uns, und ich denke auch für die Liebhaber dieser einzigartigen Weine unter Ihnen, steht die Qualität im Vordergrund, nicht die Klassifizierung.
23.04.2013 Frankfurt/Wein