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Neues aus Frankfurt/Wein.

Der Burgunderclan


Nein, es geht hier nicht um eine französische Winzerdynastie, oder gar um „familiäre“ Strukturen mit zweifelhaftem Hintergrund. Meine kleine Geschichte handelt heute von den (weißen) Burgundersorten. Entstanden aus einer der Ur-Reben, deren Alter auf mehr als 2000 Jahre geschätzt wird, dem Pinot Noir. Von ihm stammen über 150 europäische Rebsorten, sowohl Weiße als auch Rote, ab, die allesamt durch Mutation oder natürliche Kreuzung entstanden sind. Hinzu kommen noch ca. 1000 sogenannte Klone, die genetisch kaum voneinander abweichen, jedoch für spezielle Klimazonen und örtliche Begebenheiten selektioniert (optimiert) wurden. Ein ganz schön großer Clan.

Die bekanntesten Vertreter unter den Weißweinen sind Weißburgunder, Grauburgunder und der Chardonnay. Alle drei Rebsorten sind international weit verbreitet. Weißburgunder und Chardonnay sind, ähnlich dem Riesling, sehr anspruchsvoll, wenn es um die Wahl der Böden und des Klimas geht. Beide lieben eher tiefgründige, kalkhaltige Böden und exponierte, warme Weinbergslagen. Alle drei Rebsorten bieten ein breites Spektrum an Ausbauvarianten. Die Einstiegsweine sind kommode Alleskönner, die als Menübegleiter eine große Bandbreite abdecken. In der Regel werden diese im Stahltank oder im großen Holzfass ausgebaut. Mit ihnen kann man vom kräftigen Fisch über helles bis hin zu kurzgebratenem roten Fleisch sehr vielfältig agieren. Gegen den aktuellen Trend, „Was für ein Weißwein? Egal, Hauptsache Grauburgunder“, bevorzuge ich in dieser Kategorie gerne den Weißburgunder. Weine aus dieser Rebsorte sind in den meisten Fällen wesentlich frischer und feinnerviger. Ein komplexes Aromenspiel, das über Zitrusfrüchte, Steinobst und dezenter Exotik geht, macht sie lebendig.

Ein besonderes Exemplar in dieser Kategorie ist der Weißburgunder Kaliber 9 von Simone Adams aus dem rheinhessischen Ingelheim. Simone führt das Weingut seit 2010. Der plötzliche Tod des Vaters machte Sie von heute auf morgen zur Winzerin. Und das mit großem Erfolg. Nicht nur wir stellen von Jahr zu Jahr eine Steigerung der Qualität fest. Aktuell ist sie für die Endausscheidung zum Aufsteiger des Jahres des renommierten Magazins DER FEINSCHMECKER nominiert.

Der Kaliber 9 kommt aus dem Ingelheimer Schlossberg und wurde nach kurzer Maischestandzeit und statischer Sedimentation im Edelstahltank vergoren und ausgebaut. Bis zur Abfüllung lag der Wein auf der Vollhefe. Das Ergebnis: ein kraftvoller und dichter Weißburgunder mit strahlender Eleganz. Ein energischer Wein mit Noten von Zitrusfrüchten, Birne und Fenchel. Im Mund cremig mit feinnervigem Säurespiel.

Aus Weißburgunder und Chardonnay werden aber auch internationale Spitzenweine ausgebaut. In diesem hochwertigen Segment erfolgt der Ausbau oft im Barrique, selten jedoch zu 100% bzw. komplett in neuem Holz. Der Holzeinsatz verhilft diesen Weinen zusätzlich zu feinen Gerbstoffen und zarten Röstaromen. Gemeinsam mit den Fruchtnoten und Aromen von Brioche und Nüssen entstehen so kraftvolle, hochelegant Weine, die hervorragend auch mit Wildgerichten oder dem Braten mit dunkler Soße korrespondieren. Man sollte Sie jedoch nach der Abfüllung noch einige Jahre in der Flasche reifen lassen, denn erst dann werden Sie Ihre wahre Größe preisgeben. Solche Weine sind nicht billig - aber jeden Cent wert.

Wir haben in Deutschland Winzer, die herausragende Chardonnays produzieren. Ganz vorne mit dabei, die Weingüter Bernhard Huber, Ökonomierat Rebholz oder die Knipsers aus Laumersheim in der Pfalz. Ich bleibe jetzt aber beim Weißburgunder und möchte Ihnen meinen aktuellen Favoriten aus der Burgunder-Spitzenklasse vorstellen. Und der kommt aus Franken. Paul und Sebastian Fürst aus Bürgstadt setzen mit Ihren Spätburgundern längst  Maßstäbe – nicht nur in Deutschland. Das Weingut steht direkt zwischen den Rebstöcken in der Lage Centgrafenberg, welche auch den größten Anteil der Betriebsfläche des Weinguts beherbergt. In den Hang- und Steillagen wachsen auf Buntsandstein – Verwitterungsböden mit Lehmanteil feine Rieslinge und die herausragende Spätburgunder. Im östlichsten Teil der Lage finden sich ein hoher Kalkanteil – und die Weißburgunder.

Schon der „einfache“ Weißburgunder Centgrafenberg ist eine Klasse für sich.
Der Centgrafenberg R ist groß! Aufwändige Handarbeit, geringe Erträge und der Ausbau im Barrique schaffen einen mächtigen, jedoch nicht wuchtigen Wein. Er besticht vielmehr durch Eleganz und feingliedrige Komplexität. Dezente Holzwürze, Aromen nach reifem, gelben Steinobst, Kräuter. Konzentriert im Mund, dennoch saftig und animierend, feine Mineralik und ein nicht enden wollendes Finale. Ein nobler Wein - eines meiner persönlichen Weißweinmonumente!

F/W 11.02.2016

 

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