Wenn man von den weißen Burgundersorten, Chardonnay, Grauburgunder und Weißburgunder spricht, muss man den Weißburgunder ganz klar als das unterschätzte Stiefkind unter den Dreien betrachten. Während der Grauburgunder in der Breite aktuell everybody´s darling ist, hat der Chardonnay im internationalen Spitzensegment längst die Pole-Position erreicht. Und der Weißburgunder? Der wird leider noch viel zu wenig wahrgenommen und wenn, dann doch oft negativ belegt. Warum? Mir ist es unverständlich und ich teile diese Auffassung ganz und gar nicht.
Aber erst mal zu den Wurzeln. Entstanden sind alle Burgundervarianten aus einer der Ur-Reben, deren Alter auf mehr als 2000 Jahre geschätzt wird, dem Pinot Noir. Von ihm stammen über 150 europäische Rebsorten, sowohl Weiße als auch Rote, ab, die allesamt durch Mutation oder natürliche Kreuzung entstanden sind. Hinzu kommen noch ca. 1000 sogenannte Klone, die genetisch kaum voneinander abweichen, jedoch für spezielle Klimazonen und örtliche Begebenheiten selektioniert (optimiert) wurden.
Die bekanntesten Vertreter unter den Weißweinen sind die schon angesprochenen Weißburgunder, Grauburgunder und der Chardonnay. Alle drei Rebsorten sind international weit verbreitet. Weißburgunder und Chardonnay sind, ähnlich dem Riesling, sehr anspruchsvoll, wenn es um die Wahl der Böden und des Klimas geht. Beide lieben eher tiefgründige, kalkhaltige Böden und exponierte, warme Weinbergslagen. Alle drei Rebsorten bieten ein breites Spektrum an Ausbauvarianten. Die Einstiegsweine sind kommode Alleskönner, die als Menübegleiter eine große Bandbreite abdecken. In der Regel werden diese im Stahltank oder im großen Holzfass ausgebaut. Mit ihnen kann man vom kräftigen Fisch über helles bis hin zu kurzgebratenem roten Fleisch sehr vielfältig agieren.
Gegen den aktuellen Trend, „Was für ein Weißwein? Egal, Hauptsache Grauburgunder“, bevorzuge ich in dieser Kategorie gerne den Weißburgunder. Weine aus dieser Rebsorte sind in den meisten Fällen wesentlich frischer und feinnerviger. Ein komplexes Aromenspiel, das sich über Zitrusfrüchte, Steinobst und dezenter Exotik definiert, macht sie lebendig.
Aus Weißburgunder und Chardonnay werden aber auch internationale Spitzenweine ausgebaut. In diesem hochwertigen Segment erfolgt der Ausbau oft im Barrique, selten jedoch zu 100% bzw. komplett in neuem Holz. Der Holzeinsatz verhilft diesen Weinen zusätzlich zu feinen Gerbstoffen und zarten Röstaromen. Gemeinsam mit den Fruchtnoten und Aromen von Brioche und Nüssen entstehen so kraftvolle, hochelegant Weine, die hervorragend auch mit Wildgerichten oder dem Braten mit dunkler Soße korrespondieren. Man sollte Sie jedoch nach der Abfüllung noch einige Jahre in der Flasche reifen lassen, denn erst dann werden Sie Ihre wahre Größe preisgeben. Solche Weine sind nicht billig - aber jeden Cent wert.
Für all diejenigen, deren Interesse für Weißburgunder jetzt geweckt wurde, bzw. diejenigen, denen es schon immer klar war, was für spannende Weine aus dieser Rebsorte gekeltert werden, bieten wir am 13. September 2019 eine erkenntnisreiche Degustation von verschiedensten Weißburgunder-Typen. Wir freuen uns darauf, euch dort zu sehen!
Hier findet ihr weitere Informationen zu dieser Verkostung.
3. August 2019 F/W