Das schöne Remstal scheint für Württemberg die Wiege für ausgezeichnete Winzer und ebensolche Weine zu sein. Der Beleg: das Weingut Zimmerle im dortigen Korb. Heute unter der Regie von Jens und Yvette Zimmerle. Seit 1647 Weinbautradition und im Familienbesitz – von Auswanderern aus Südtirol. Allerdings lange, lange Zeit im hiesigen Genossenschaftsverbund. Was Friedrich, der Vater von Jens, 1979 jedoch unbedingt ändern will, indem er als „der Mann an der Spitze“ seine eigenen Weine ausbaut, in historischen Gewölbekellern lagert und auf seinem Gut auch abfüllt.
Ökologisches Bewirtschaften gepaart mit Top-Qualität, dafür stehen das schwäbische Winzerpaar und ihre Mannschaft. Wie fast überall in Württemberg dominieren auch bei ihnen die Rotweinrebstöcke ihre Arbeit und Zeit. Auf Keuperböden. Spätburgunder, Lemberger, Schwarzriesling, Trollinger, Muskat-Trollinger, Samtrot, Merlot, Cabernet Sauvignon und Zweigelt zu rund 70 Prozent. Die restlichen Parzellen gehören den Trauben von Riesling, Chardonnay, Viognier, Grauburgunder und Sauvignon Blanc. Insgesamt zirka 16 Hektar Rebflächen in den Lagen „Kopf“, „Sommerhalde“ und „Steingrüble“ sowie „Berg“, „Hörnle“, „Steingrüble“ und „Wanne“. Verteilt auf fünf Ortschaften im Tal. Ihr Ertrag pro Jahr: rund 60 Hektoliter je Hektar.
Mitte 2000 übernimmt Jens nach seinen Lehrjahren in der heimischen Region und in Bordeaux den gut aufgestellten Familienbetrieb. Sein junges Herz schlägt in erster Linie auch für „die Roten“ und darüber hinaus ihren umweltschonenden, nachhaltigen An- und Ausbau. Alles „Bio“ und alles mit sprichwörtlicher schwäbischer Sorgfalt, deutscher Gründlichkeit und einer überzeugten und überzeugenden französischen Handschrift. Oder wie es seitens „Gault & Millau“ heißt: „Wow, für eine spektakuläre Kombination.“ In unseren Augen und Gaumen jedenfalls ein interessanter, spannender und zugleich sehr erfolgreicher Mix. Plus die Vielfalt der Weine und deren Qualität. „Weine mit klarer, geradliniger Persönlichkeit“, wie Kellermeister Jens findet – und wir ebenfalls. Zimmerle-Weine sind elegant und zugleich straff strukturiert. Weine mit Charakter, aus dem viertgrößten Weinbaugebiet unserer „bunten Republik“.
Der Winzer, der als DJ in und um Stuttgart die Tanzböden zum Kochen brachte und mit einer Karriere als Musiker liebäugelte, gibt dann doch lieber den neuen Ton an und Takt im Familiengut vor. Sein Ziel: feinstes Winzer-Handwerk plus Spontangärung und höchster Anspruch an die Weine und an sich selbst. Und das schafft er. Sein Gut zählt zu den allerbesten Weinbaubetrieben in Württemberg, auch dank des großen Talents des Juniorchefs. Einer von vielen Beweisen seines Talents: sein frischer, goldgelb glänzender Viognier mit Tiefgang.
Für alle, die gerne nach Auszeichnungen und Prämierungen ihre Weine auswählen: vier Sterne im „Eichelmann“, drei von „Vinum“ und drei Trauben im „Gault & Millau“. Ein Aufführen der überreichten Goldmedaillen und weiteren regionalen und deutschen Urkunden würde diesen Rahmen hier und jetzt sprengen.
Im Übrigen, das Weingut ist im architektonischen Umbruch: 2022 soll, wenn es nach dem Wunsch seines Eigentümer-Ehepaars und den geplanten Bauabschnitten geht, die hochmodernen Neubauten mit ihren Edelstahltanks und ihrem neuen Barrique-Keller mit schwäbischen und französischen Eichenfässern inmitten der Remstaler Weinberge aller Voraussicht nach eröffnet werden. Begrünte Dächer & Co., für Jens und Yvette Zimmerle, ihre Winzerfamilie, mehr als Ehrensache. Und wer, wie wir, die aktuellen, beengten und dadurch doch beschwerlichen Arbeitsbedingungen kennt, freut sich schon jetzt auf den nächsten „Qualitätsschub“, der unter dann neuen, perfekten Voraussetzungen garantiert zu erwarten ist.
F/W 8.10.2022